Predigten Februar - Ev.-luth. Christus-Gemeinde Spetzerfehn

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Predigten Februar

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Predigt über Matthäus 12, 38-42; Reminiscere; 25.02.2018

Einige Schriftgelehrte und Pharisäer traten an Jesus heran und sagten: „Lehrer, vollbringe vor unseren Augen ein Wunder als Beweis dafür, dass Gott dich gesandt hat!“
Jesus entgegnete ihnen: „Was seid ihr nur für eine böse und gottlose Generation! Ihr verlangt nach einem Beweis, doch den werdet ihr nicht bekommen. Ihr und eure Zeitgenossen werdet nur das Wunder sehen, das am Propheten Jona geschah. Jona war 3 Tage und 3 Nächte im Bauch des großen Fisches. Ebenso wird der Menschensohn 3 Tage und 3 Nächte in den Tiefen der Erde sein.  Die Einwohner von Ninive werden am Gerichtstag gegen die heutige Generation auftreten und sie verurteilen, denn nach Jonas Predigt kehrten sie um zu Gott. Und hier steht jemand vor euch, der größer ist als Jona! Auch die Königin von Saba  wird am Tag des Gerichts gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen. Denn sie kam von weit her, um von König Salo-mos Weisheit zu lernen. Und hier steht jemand vor euch, der größer ist als Salomo!“

 
Vollbringe vor unseren Augen ein Wunder als Beweis dafür, dass Gott dich gesandt hat!“
Die Pharisäer und Schriftgelehrten verlangen das von Jesus. Die, die sich gut auskennen, die Glaubensexperten. Das, was Jesus sagt, das genügt ihnen nicht. Und das, was er tut, das genügt ihnen auch nicht. Sie haben es ja mitgekriegt, wie er Kranke geheilt hat. Sie haben es mit eigenen Ohren gehört, wie menschenfreundlich Jesus von Gott spricht. Dass er Menschen zu sich ruft, die schwermütig sind und die viel zu tragen haben und die nicht mehr ein noch aus wissen. „Kommt her zu mir!“, hat er sie eingeladen. „Ich will euch helfen, dass ihr damit zurecht kommt! Ich will euch helfen, dass ihr euch wieder sortieren könnt, dass ihr durchatmen könnt. Ich will euch erquicken.“  Das alles haben die Glaubensexperten mit eigenen Ohren gehört und mit eigenen Augen gesehen. Sie wissen, was Jesus sagt, was er tut und welchen Anspruch er hat. Aber das genügt ihnen nicht.  Sie verlangen einen Beweis.    Damit stellen sie Jesus eine Falle. Das ist eine ganz raffinierte Falle. Sie funktioniert so: solange sie den Beweis von Jesus nicht haben, so lange können sie sagen: Wir wissen nicht genau Bescheid! Und solange sie nicht genau Bescheid wissen, solange machen sie weiter wie bisher. Solange sie diesen Beweis, dass dort, wo Jesus ist, dass dort Gott selbst ist, solange sie diesen Beweis nicht haben, so lange brauchen sie ja dann auch nicht auf ihn hören. Solange brauchen sie sich nicht ändern. Solange sie diesen Beweis nicht haben, können sie Jesus ignorieren und ihn einen guten Mann sein lassen.
Das ist die Falle, die die Glaubensexperten Jesus damals stellen. Und diese Falle funktioniert bis heute.  Wenn da einer von der AfD behauptet: „Das große Problem ist, dass Hitler als absolut böse dargestellt wird“ (Björn Hocke)  und ein anderer zur Flüchtlingsproblematik raushaut: „Wir müssen die Grenzen dichtmachen und dann die grausamen Bilder aushalten. Wir können uns nicht von Kinderaugen er-pressen lassen!“ (Alexander Gauland)    Wenn solche Sätze fallen, dann ist es leider so, dass es gar nicht so wenige gibt, die „Ja“ dazu sagen oder das ganz oberflächlich beurteilen und behaupten, dass solche Sätze ja nichts machen. Nein – beweisen kann man sicher nicht, dass solche Sätze sich wie gedanklicher Sondermüll festsetzen und das Gehirn vergiften. Und so-lange man es nicht beweisen kann, kann man den braunen Mob einfach gewähren lassen.
Herr Doktor, bekomme ich einen Herzinfarkt, wenn ich nichts gegen den hohen Cholesterinwert tue?“ Kein seriöser Arzt kann ohne Wenn und Aber sagen: Ja oder nein! Er wird immer nur sagen können: das Risiko steigt erheblich! Aber solange wir nichts Definitives wissen, so-lange der Arzt nicht sagt: Ja, wenn du gegen deinen hohen Cholesterinwert nichts tust, dann wirst du in einem halben Jahr tot umkip-pen, solange das nicht passiert, kann ich im Grunde genommen weitermachen wie immer. Klar, es kann sein, dass da mal was passiert, aber sicher ist es nicht. Es kann auch anders kommen, es kann auch gut gehen. Und solange ich nichts Genaues weiß, muss ich mich nicht ändern.    
Frage an einen sogenannten Lebensberater in einer Zeitschrift: „Bitte sagen Sie mir: ist es schlimm, wenn ich auf dem Betriebsfest mit meiner Kollegin flirte. Sie sieht toll aus und bei der Arbeit knistert es immer so ein bisschen zwischen uns. Aber natürlich wollen wir nicht unsere jeweiligen Ehepartner betrügen, wir wollen nur ein bisschen Spaß haben. Ist das schlimm?“ Antwort des sogenannten Experten: „Wenn Sie sich und den Flirt im Griff behalten, gönnen Sie sich Ihren Spaß! Aber Sie sollten Vorkehrungen treffen, dass ihre Ehepartner es nicht merken...“ Jeder kann sich denken, was bei so einer Antwort rauskommt. Sie ist ein Freifahrtschein zum Ehebruch. Weil: man denkt ja, dass man sich und die Sache im Griff hat! Was soll da schon passieren... Hätte der „Lebensberater“ geantwortet: „Das wird garantiert schief gehen und Sie setzen beide Ihre Ehe und Familie aufs Spiel!“, hätte er so geantwortet, dann würden vielleicht etliche Menschen vor großem Elend bewahrt.
Meister, wir möchten gerne ein Zeichen von dir sehen.“ Experten, Glaubensexperten ver-langen von Jesus einen Beweis. Dafür, dass er Gottes Sohn ist. Dass Er  ihnen etwas zu
sagen hat. Und solange sie diesen Beweis nicht haben, machen sie weiter wie immer. Das ist die Falle, die Jesus hier gestellt wird. Aber Jesus tappt nicht hinein. Er gibt kein Zeichen, liefert keinen Beweis und geht nicht in die Falle von denen, denen kein noch so deutliches Wort deutlich genug ist. Und damit gibt er ihnen zu verstehen: Ihr wisst doch genau, was los ist! Ihr wisst doch, was dran ist. Aber ihr tut nichts! Ihr wollt nicht! Ihr wollt euch nicht ändern!  ‚Ihr wisst genau, aber ihr wollt nicht!‘ Ob wir uns das von Jesus nicht auch sagen lassen müssen?  Wir wissen es doch, dass die braunen Stammtischparolen sehr wohl ihre Wirkung entfalten – unser Land hat es doch schon einmal erlebt!
Ich weiß es doch, dass die fetten Koteletts Gift für mich sind, wenn mein Cholesterinspiegel zu hoch ist. Warum ändere ich mich dann nicht? Warum fange ich nicht an, gesünder zu essen?  Und wenn da zwischen zwei Menschen, die nicht zusammen gehören, wenn zwischen ihnen sowieso schon Begehrlichkeit knistert, warum begibt man sich dann noch sehenden Auges in Gefahr und setzt damit das Glück ihrer Familien aufs Spiel?
An diesen drei Beispielen habe ich versucht, das deutlich zu machen, was Jesus meint: Ihr wisst doch genau, was Sache ist, aber ihr ändert euch trotzdem nicht. Ihr lasst es in der Schwebe und solange ihr keinen definitiven Beweis habt, macht ihr nichts anders! Und das ist doch nicht nur in diesen drei Bereichen so. Das kann man doch durchdeklinieren durch alle möglichen Bereiche: Wir wissen doch, dass der Klimawandel in vollem Gang ist.
Und trotzdem reden wir uns raus: „Ach was, Wetterschwankungen hat es immer mal ge-geben, das muss man nicht so ernst nehmen.“ Und wir kommen nicht in die Pötte, grund-legend etwas zu ändern.  Oder: „Es ist doch nicht schlimm, wenn mein Kind mit zehn, elf Jahren die meiste Zeit nachmittags nur mit dem Handy online ist und kaum noch was anderes macht. Und natürlich ist es nicht angenehm, wenn man sein Kind an dieser Stelle kontrolliert und sich selbst ein Bild macht, womit die Kurzen sich die Zeit vertreiben und was da eigentlich läuft. Damit gewinnt man als Vater oder Mutter keinen Beliebtheitswettbewerb. Und bequem ist das ja auch: solange mein Kind mit dem Handy rumdaddelt, brauche ich mich nicht großartig kümmern. Dass da ganz schlimme Dinge passieren können, ja, das hört man wohl mal, aber das muss man nicht so eng sehen!
Gib uns ein Zeichen! Wenn wir einen untrüglichen Beweis hätten, dann würden wir uns ändern! Aber Jesus macht da nicht mit: ‚Ihr wisst genau, was los ist, aber ihr wollt euch nicht ändern!‘    Und das war ja ein ganz wichtiger Teil von dem, was er immer und immer wieder den Menschen gesagt hat. Immer wieder hörten sie damals von ihm und immer wieder lesen wir heute von ihm: „Kehrt um, ändert euch!“  Das ist ein anderer Ausdruck für ‚tut Buße’. So auch in der Szene, die wir heute hören:  Jesus gibt kein Zeichen und er liefert keinen Beweis. Er antwortet anders. Er geht zurück auf etwas, was damals schon uralt war. Aber trotzdem hatten es die Menschen noch im Gedächtnis. Jesus erinnert an ‚das Zeichen des Propheten Jona’.  Mit Jona war das so: er bekam den Auftrag von Gott: Geh nach Ninive! Fordere sie auf, dass sie sich ändern! Aber Jona haut ab, flüchtet vor dem Auftrag, den Gott ihn gegeben hat. Er geht auf ein Schiff, das genau in die entgegengesetzt Richtung fährt. Aber dieses Schiff gerät in Seenot. Der Kapitän und die Besatzung schieben die Schuld dafür auf Jona. Sie werfen ihn über Bord und der Sturm legt sich. Jona landet im Bauch eines großen Fisches - gerettet!  Dann aber spuckt der Fisch ihn an Land, und dann geht es von vorne los: „Da erging das Wort des HERRN zum zweiten Mal an Jona. ‚Los! Geh nach Ninive und rufe gegen sie, was ich dir sagen werde.’    Als wäre nichts geschehen, wiederholt Gott den Auftrag an den Propheten. Und diesmal führt Jona ihn aus. Er hält keine Drohrede und keine Moral-predigt. Er wagt nur einen kleinen Zwischenruf: „Noch vierzig Tage, und Ninive ist zusammengebrochen!“ Eine kurze Predigt – aber sie wirkt! Die Einwohner von Ninive ändern sich, reden sich nicht mehr raus.
Die Einwohner von Ninive ändern sich. Sie haben sich bewegen lassen! Und genau diese Menschen stellt Jesus uns als Beispiel vor Augen. Sie haben es richtig gemacht. Ich bin davon überzeugt, dass Jesus uns damit sagen will:  Etwas falsch zu machen, das kann und wird passieren. Dass wir uns in etwas verrennen, davor sind wir nie sicher. Dass wir Fehler machen, das können wir nicht ausschließen. Und das wird uns von Gott auch nicht angerechnet. Aber dass wir dabei bleiben, das ist das Schlimme, dass wir es laufen und gewähren lassen. Diese Halsstarrigkeit, die wird uns angerechnet. Dieses alles-so-laufen-lassen, obwohl man genau weiß, dass eine Änderung ansteht.
Die Leute von Ninive haben begriffen. Und das stellt Jesus uns als ein großes Wunder vor Au-gen. Weil das schwer ist, sich zu ändern. Dass Menschen sich ändern, das ist wie ein Wunder. Dass wir uns ändern, dazu gehört als erstes: ich gestehe mir ein, dass ich einen falschen Weg gegangen bin. Mir gestehe ich das ein; aber noch schwerer fällt mir, das auch anderen einzugestehen. Und umkehren kann auch peinlich sein: Ich hab mir vor Jahren ein neues Rad gekauft. Weil ich genau wusste: Hermann, du musst dich mehr bewegen! Und am Anfang bin ich auch fast jeden Tag damit gefahren. Aber dann ging es mir auf den Keks, dass manche hinter mir her riefen: „Kiek, Pestoor mit Rad. Hemm’s die’t Führerschien nohmen?“ Oder: „Hebb ick dat mit Oogen, off büst Du wiers mit Rad bie uns langsfohrn?“ Ich weiß wohl, dass das überhaupt nicht böse gemeint war und normalerweise kann ich Spaß ja auch gut ab. Aber es war für mich ja sowieso schon eine Überwindung, mich aufs Rad zu schwingen, und als dann reihenweise solche Bemerkungen kamen, da war es ganz leicht für mich zu sagen: Ach, lass man...! – Sich zu ändern, das ist eine ganz anfällige Sache.
Manchmal ist umkehren auch mit Angst verbunden! Wird der Weg richtig sein, den ich jetzt beginne? Aber auch diese Angst können wir vor Gott bringen und mit Seiner Hilfe überwinden. Und wenn Jesus sich auf das bezieht, was mit Jona und den Leuten von Ninive passiert ist, dann macht er damit doch Mut: Über-windet eure Angst, schert euch nicht um
die Peinlichkeit, geht den ersten Schritt zur Um-kehr, so wie die Leute von Ninive!
Entscheidungen, die einmal gefällt wurden, sind durchaus oft umkehrbar. Und man verliert nicht sein Gesicht, wenn man sich um-entscheidet und Entscheidungen revidiert. Wer sich das traut, der ist in guter Gesellschaft. Nicht nur der Niniviter. Und hier kommen wir an einige der besonders aufregenden Stellen der Bibel: einige Male nämlich wird berichtet, dass Gott den Plan fasst, sein Volk zu vernichten. Aber dann lässt er sich umstimmen. Ein Beispiel: als die Israeliten unsicher wurden, ob Gott es wirklich schafft, sie ins gelobte Land zu bringen, legen die Frauen ihren Schmuck ab. Ein goldener Stier wird aus dem Gold gegossen und den beten sie nun an. Das ist Zuviel für Gott und er will ordentlich draufhauen. Aber jetzt beginnt Mose ihn zu bestürmen: wenn du das Volk umbringst, das du unter so viel Mühen aus Ägypten geführt hast, was wer-den die Ägypter sagen? Werden sie nicht den Kopf schütteln und sagen: er hat sie heraus-geführt, um sie in der Wüste umzubringen? Was bist du dann für ein Gott? Und Mose hat Erfolg, Gott lässt es sich gereuen, er lässt das Volk am Leben. Das lesen wir im 2. Buch Mose Kap. 32.  Eine andere Geschichte von der Reue Gottes finden wir beim Propheten Hosea. Da wird erzählt, wie Gott sich von Hosea bewegen lässt, das untreu gewordene Volk nicht zu vernichten. (Hosea 11). Gott selbst hat die Größe, den Weg, den er eingeschlagen hat, zu ändern. Und genau darin ist er sich treu geblieben. Gott bleibt sich treu, indem er sich ändert und Gnade vor Recht ergehen lässt.  Dort, wo Menschen das auch wagen und anfangen, sich zu ändern, da haben sie die Chance, Böses abzuwenden. Jesus erinnert daran mit dieser uralten Jona-Geschichte.
Bei den Glaubensexperten damals hat er wohl kein Gehört gefunden. Jedenfalls haben sie sich so über ihn geärgert, dass sie ihn umbringen wollten und das dann ja auch getan haben.  Aber das war letztlich nichts Endgültiges – sonst wären wir ja nicht hier! So wie Jona drei Tage im Bauch des Fisches war und dann gerettet wurde, genau so war Jesus drei Tage im Dunkel des Todes, von Karfreitag bis Ostern. Und dann erweckte Gott diesen Einen aus der Macht des Todes heraus in ein neues Leben.  „Meister, wir möchten gerne ein Zeichen von dir sehen.“ Mehr als Kreuz und Auferstehung hat Gott bis heute nicht zu bieten, und er braucht auch keine anderen Zeichen! Das Zeichen des Kreuzes Jesu ist die Vergebung aller Schuld. Und das Zeichen der Auferstehung Jesu von den Toten ist das Leben vor und nach dem Grab.  Diese Zeichen sind von niemand und nichts zu übertreffen. Und heute werden wir gefragt, ob wir uns mit diesen Gotteszeichen für unser Leben und unser Sterben und über das Grab hinaus zei-gen lassen, wo es lang geht.  Diese Zeichen wollen uns zur Umkehr, zum Neuanfang im Glauben, Hoffen und Lieben rufen. Amen.

 
Amos 5, 21-24 u Römer 12, 1; Estomihi; 11.02.2018

 
Liebe Gemeinde, ich hab‘ mich gefreut, dass ich im Januar vier Sonntage hintereinander frei hatte – aber nun bin ich auch wieder froh, dass es ‚normal‘ weitergeht! Mir hat das gefehlt – diese Zeit am Sonntagvormittag in unserer Kirche, die Lieder der Chöre, und dass wir einfach hier miteinander Gottesdienst feiern. Jetzt kommt ‚Amos‘ rein – spricht laut und zornig:  

 
Ich hasse eure Feiern, geradezu widerwärtig sind sie mir, eure Opferfeste verabscheue ich. ... Das Geplärr eurer Lieder kann ich nicht mehr hören, verschont mich mit eurem Harfengeklimper.  Setzt euch lieber für die Gerechtigkeit ein! Das Recht soll das Land durchströmen wie ein nie versiegender Fluss.

 
Hee – was ist das denn?!? Das ist ja wohl unverschämt! Einfach hier reinzuplatzen und unseren Gottesdienst schlecht zu machen! ‚Geplärr eurer Lieder‘, ‚Harfengeklimper‘ – was
fällt dir ein?!  Außerdem ist das überhaupt keine Harfe, sondern ’ne Orgel – und ‚Voices‘ hat
schön gesungen und wir als Gemeinde auch! Von wegen ‚Geplärr‘!  

 
Ihr habt es längst gemerkt, liebe Gemeinde – diesen kleinen Auftritt haben wir gestellt. Dir, liebe Antje Giezel, vielen Dank dafür, dass du das mitgemacht hast!   Aber machen wir uns nichts vor – genau mit diesen Worten hat Gott schon einmal den Gottesdienst gestört. Damals gesprochen von Amos, seinem Propheten. Mitten in den Gottesdienst der jüdischen Gemeinde ist er reingeplatzt. Dort, wo Opfergaben dargebracht und heilige Gesänge gesungen wurden. Wo gebetet und auf Worte aus der Bibel gehört wurde. Da platzt der Prophet rein und schleudert zornig diese Worte um sich – und in Wirklichkeit sind es ja Gottes Worte!  Gott selbst beschwert sich darüber, wie Gottesdienst gefeiert wird! Er kann es nicht mehr hören und es ist ihm widerwärtig!  Und dadurch, dass das bis heute in der Bibel steht, dadurch können wir auch nicht einfach sagen: ‚Komm, das war vor 3000 Jahren, das geht uns nichts mehr an!‘   Wir kommen nicht drum rum, dass wir uns mit diesen harten, kritischen Worten auseinandersetzen. Sie sind in die Bibel hineingekommen – und das bedeutet ja wohl: das, was sie meinen, das ist bis heute gültig – und es gilt auch für uns heute hier in unserer Gemeinde und in dieser Kirche!   Wenn wir uns das mal durch den Kopf gehen lassen, dann überlegen wir ja sicher erstmal: was läuft denn falsch?  Mir jedenfalls fällt da nichts ein – im Gegenteil: Christian spielt die Orgel schön, die meisten von euch singen gut mit; der Chor hat tolle Lieder ausgesucht und ist voll bei der Sache; Didi Garrels hat die Lesung gut hingekriegt und ich hab‘ bis jetzt nicht rumgestottert; der Altar ist geschmückt und die Technik funktioniert. Alles gut!

 
Alles gut! Das haben die damals auch gedacht, zu Amos‘ Zeiten! Alles gut – wir feiern den Gottesdienst, so wie es sich gehört! Aber trotzdem haut Gott dazwischen!  Und nun nehme ich einen zweiten Bibeltext dazu – der hilft uns nämlich, dass wir das besser verstehen können. Ich lese aus dem NT, Römer 12, 1, da schreibt der Apostel Paulus:  „Brüder und Schwestern, weil Gott so viel Erbarmen mit euch gehabt hat, bitte und ermahne ich euch: Stellt euer ganzes Leben Gott zur Verfügung! Bringt euch Gott als lebendiges Opfer dar, ein Opfer völliger Hingabe, an dem er Freude hat. Das ist für euch der vernünftige Gottesdienst.“

 
Hier geht’s genau um das, was Amos damals im Gottesdienst rausschleuderte -  und es wird erklärt, worum es dabei eigentlich wirklich geht, was Gott meint. Er lässt uns fragen: ‚Was tut ihr eigentlich, wenn ihr aus der Kirche rausgegangen und wieder im Alltag seid? Wie geht ihr miteinander um – in der Familie, auf der Arbeit, in der Kneipe, im Verein? Wie verhaltet ihr euch an der Fleischtheke im Laden, wenn ihr ’n Moment warten müsst? Wie begegnet ihr der Kassiererin im Supermarkt, die schon ziemlich genervt ist.  Können diese Menschen auch noch merken, dass ihr am Sonntag in der Kirche gewesen seid?

 
Gott stört sich gewaltig daran, dass das oft auseinanderklafft: das, was seine Leute Sonntags in der Kirche tun – und das, was sie im Alltag tun!  Für ihn ist das so, dass dadurch sozusagen rückwirkend der Gottesdienst entwertet wird!  Unsere Gottesdienste verkommen zur billigen Sonntagsrede, wenn in unserem Alltag nichts mehr von dem zu spüren ist, was Gott uns am Sonntag mit auf den Weg gegeben hat!

 
"Hier findet viermal täglich Gottesdienst statt!"  So stand auf einem Zettel zu lesen. Und dieser Zettel, der hing nicht etwa im Schaukasten einer besonders lebendigen Kirchengemeinde, sondern dieser Zettel hing über der Spüle in einer Küche. Und er weist uns in eine wichtige Richtung: dass ich Christ bin, das geht mein ganzes Leben an und das kann ich nicht auf einen bestimmten Bereich beschränken, so nach dem Motto: in meiner Freizeit bin ich Christ und mein Hobby ist der Bibelkreis. Aber in meiner Arbeitszeit, da schikaniere ich meine Kollegen.  Oder: ich singe oder spiele zwar gerne in einem christlichen Chor mit - aber wenn ich dann mit meinem Auto zur Kirche fahre, dann stell ich mich ganz selbstverständlich auf den Behindertenparkplatz und es ist mir piepegal, ob ich damit einem, der genau auf diesen Platz angewiesen ist, die Chance nehme, zur Kirche zu können ohne gewaltige Umstände.   Gedacht ist das anders!  Das Leben als Christ ist nicht aufgeteilt in einen Bereich, der Gott gehört  -den Gottesdienst, die stille Zeit am Morgen, mein Gebet vor dem Schlafengehen-  und in einen anderen Bereich, in dem Gott nichts zu suchen und nichts zu sagen hat.  Briefmarken sammeln oder angeln - das mache ich in einzelnen Stunden meines Lebens. Aber Christsein, das geht nicht bloß für einige Stunden oder für besondere Zeiten, sondern das umschließt mein ganzes Leben. Auch die Stunden auf der Arbeit, in der Schule, im Verein, beim Einkaufen, und natürlich auch die Zeit, die ich mit meiner Familie verbringe. Und darum hat diese Hausfrau mit ihrem Zettel über der Spüle vollkommen recht: "Hier findet viermal täglich Gottesdienst statt!"   Wenn ich Christ bin, dann ist auch die Zeit davon nicht ausgenommen, wenn ich dreckige Tassen abwasche oder angebrannte Töpfe scheuere. Und ich behaupte: es ist ein Unterschied, ob ich einen Berg voll Abwasch vor mir habe und ich gehe lustlos und widerwillig da ran, weil der Dreck irgendwann ab muss, oder ob  ich mir sage: dieser Abwasch, der gehört zu dem Bereich, den Gott mir anvertraut hat.  Und darum will ich das jetzt auch vernünftig machen - auch wenn ich vielleicht keinen Bock dazu habe.

 
So – das haben wir nun begriffen!  Bin ich also fertig für heute? Ist das, was Gott durch Amos und Paulus sagen lässt, jetzt erledigt? Nein – zu früh gefreut!  Dann wäre das heute nicht mehr als ein Appell in der Mannschaftskabine während der Halbzeit. Der Trainer blafft rum und wenn er Glück hat, dann sind die Spieler in der zweiten Halbzeit voll motiviert und schießen ein Tor nach dem anderen!   Aber so ist das mit Gottes Wort heute nicht gedacht –
nicht als Motivationsspritze, um besser zu werden.  Wie es gedacht ist, das kommt besonders gut raus in dem Satz, mit dem der Vers aus dem Römerbrief anfängt: „... weil Gott so viel Erbarmen mit euch gehabt hat, (darum) bitte und ermahne ich euch: Stellt euer ganzes Leben Gott zur Verfügung!  Hier geht es darum, dass der Alltag uns oft genug den letzten Nerv und die letzte Kraft raubt. Und über kurz oder lang kommen wir in die Lage, dass unsere Belastungsfähigkeit am Limit ist. Und dann verhält man sich manchmal so, dass man nicht wirklich damit glänzen kann.  Klar - es ist ja alles gut und schön, dass andere es eigentlich an uns spüren können sollten, dass wir Christ sind. Aber Hand aufs Herz: wie oft misslingt uns das denn?! Wie oft hauen wir was raus, was völlig daneben war?  Wie oft stellen wir unser Auto dann doch wieder auf den Behindertenparkplatz – einfach weil unsere Bequemlichkeit mal wieder gesiegt hat. Und mit diesem Scheitern muss man ja auch irgendwie fertig werden. Damit wir da nicht drin stecken bleiben. Und da kommt nun diese erste Gedanke ins Spiel: dass Gott Erbarmen mit uns hat! Er hat ein weites Herz für uns!
Er möchte, dass es uns besser geht – obwohl wir oft genug danebenhauen.  Und darum dient er uns! Und das ist vielleicht das erste, was am Gottesdienst wichtig ist: dass Gott uns dient!

 
Wir feiern ja nicht Gottesdienst, um Gott ein schönes Morgenprogramm zu präsentieren! Unsere Lieder sind keine Dienstleistung, um den Herrn der Welt gnädig zu stimmen!
Zuallererst ist das der Sinn eines jeden Gottesdienstes: Gott dient uns! Er gönnt uns das,
dass wir wenigstens diese eine Stunde zur Ruhe kommen. Dass wir uns sammeln. Dass wir etwas hören, was uns durch die kommende Woche begleitet oder uns bei einer Entscheidung hilft. Dass wir uns freuen an der schönen Musik. Wenn wir in den Lesungen und in der Predigt Gottes Wort hören, dann spricht Er uns an und lässt uns Sein Wort vom Leben hören.    Wenn wir beten, dann macht Er seine Ohren ganz weit für uns auf und wir haben die Möglichkeit, Gott das zu sagen, was uns auf der Seele liegt.  Gott tut uns etwas Gutes!  Das ist der erste Sinn des Gottesdienstes.

 
Manchmal werde ich gefragt: ‚Muss ich eigentlich zur Kirche gehen, zum Gottesdienst?‘
Ich kann in unserem Zusammenhang heute darauf nur sagen: natürlich musst du nicht zum Gottesdienst kommen - aber wenn du hingehst, dann hat Gott es viel einfacher, dass er dir für die neue Woche wieder die nötige Power geben kann. Und das sage ich nicht, weil ich sonntags gerne die Kirche voll haben will – sondern ich sage das darum, weil ich das auch in meinem eigenen Leben erfahren habe, und weil es mir von vielen anderen gesagt wird, dass die gute Stunde hier im Gottesdienst keine verschenkte Zeit ist. Natürlich – im Bett wäre es um diese Zeit ganz schön und gemütlich und sicher würde uns das Ausschlafen auch gut tun. Aber es hat nun mal nicht die Qualität, die ein Gottesdienst hat.

 
Unsere Kirche - ein Ort, an dem unsere manchmal so leeren Hände und Herzen neu gefüllt werden!  Eine Zeit, in der uns noch einmal ein anderer Blick auf unser Leben geschenkt wird. Unser Gottesdienst - ein Ort des Empfangens, des Beschenkt-Werdens und der Stärkung!
Und das wird über diese knapp 1 ½ Stunden weit hinausgehen! Davon zehren wir dann
auch noch in den Tagen danach!  In diesem Sinne wünsche ich dir, dass es dir nicht leid
tut, heute Vormittag hierhergekommen zu sein. Und ich wünsche dir eine gute neue Woche unter Gottes Segen. Amen.
    
  
Markus 4, 26 - 29; Sexagesimae;  04.02.20118     

 
Liebe Gemeinde, jeder hat sicher so eine kleine Tüte oder Karte mit Blumensaat auf seinem Platz gefunden – alles ein bisschen zuammengepuzzelt, aber auf jeden Fall ein kleiner Gruß unserer Gemeinde!  / Ein bisschen Saatgut nur – aber wenn ihr es aussät, dann wird fast wie von selbst etwas Buntes, Schönes, Blühendes daraus! Nicht von heute auf morgen – aber es wird wachsen und irgendwann blühen! Saatgut aussäen und geduldig warten auf das, was dabei herauskommt - davon erzählt auch einer der Bibelabschnitte, die für heute vorge-
schlagen sind - ich lese Markus 4, 26-29:

 
Zu den versammelten Menschen sagte Jesus: ‚Mit der neuen Welt Gottes ist es wie mit dem Bauern und seiner Saat: Hat er gesät, dann geht er nach Hause, legt sich nachts schlafen, steht morgens wieder auf - und das viele Tage lang. Inzwischen geht die Saat auf und wächst; der Bauer weiß nicht wie.  Ganz von selbst lässt der Boden die Pflanzen wachsen und Frucht bringen. Zuerst kommen die Halme, dann bilden sich die Ähren, und schließlich
füllen sie sich mit Körnern. ...‘

 
Klar: die Hobbygärtner unter uns denken  jetzt sicher: ‚So einfach ist das auch nicht!  Mit dem Säen allein ist es ja nicht getan! Da muss auch Unkraut gejätet und gedüngt werden.‘  
Jeder weiß: Gärtner und Bauern müssen hart arbeiten, wenn sie ernten wollen!  Mit ‚Abwarten und Tee trinken‘ kommt man nicht weiter. Nicht nur Gärtner und Bauern nicht, wir andern auch nicht. Morgen ist wieder Montag und keiner kann es sich in der neuen Woche leisten, dass er nur abwartet und sagt: „Wird schon werden.“ In den letzten Wochen standen noch viele Klassenarbeiten vor den Halbjahrszeugnissen an. Und wer da nicht anständig ge-
lernt hat, bei dem hat’s Mittwoch vielleicht ’n langes Gesicht gegeben.  Und wer ab morgen
auf der Arbeit nur mit den Händen in den Taschen rumsteht und nicht ordentlich anpackt, der muss sich nicht wundern, wenn er minimum angeranzt wird.  Und wer drauf wartet, dass die Wäsche sich von alleine bügelt und das Essen von selbst gelingt, der ist schief gewickelt, das klappt sogar mit’m Thermomix nicht.  ‘Von nichts kommt nichts!‘    

 
Aber wie denn nun?! Hat das, was Jesus uns heute sagen lässt, hat das seinen Sinn verloren? Gilt das nicht mehr? Oder hat Jesus einfach keine Ahnung? Weiß er nicht, wie sehr wir uns oft abrackern müssen? Ich glaube, es ist anders. Jesus weiß, was der Bauer und was wir wissen: dass wir im Normalfall viel Arbeit haben – in unserem Beruf, in der Schule, in der Familie. Aber er weiß auch: das, was wir tun, ist nur die eine Seite! Die andere Seite ist: das, was wir getan haben, muss sich auch setzen können. Braucht seine Zeit, in der es sich entfalten kann. Wenn wir immer nur ‚tun‘ – das bringt‘s nicht! Wer vor einer Klassenarbeit drei Tage von nachmittags bis abends nur noch lernt, dem raucht der Kopf und der kann sich nicht mehr konzentrieren und nichts mehr aufnehmen. Wer auf der Arbeit von morgens bis abends ohne Pause durcharbeitet, der wird bald merken: ich kann nicht mehr! Und: das, was bei meiner Arbeit rauskommt, ist auch nicht mehr so gut! Ich mache mehr Ausschuss!  Und wer in seinem Haushalt, in seiner Familie nur rund um die Uhr rotiert und immer nur macht und tut, der wird bald völlig erschöpft sein.  Jeder weiß:  zwischendrin müssen wir zur Ruhe kommen, sonst drehen wir irgendwann am Rad.  Wir müssen auch mal die Arbeit aus der Hand legen und die Dinge sich selbst überlassen.

  
Der Bauer im Gleichnis weiß das: dass er  sein Teil tun muss, nämlich das Saatgut aussäen. Und dass er dann darauf warten muss, dass da was draus wird, dass es wächst und blüht und gedeiht. Diesen Zusammenhang greift Jesus auf und er sagt: So ist es mit dem Reich Gottes auch! Dass Gott bei einem Menschen ankommt. Dass sein Wille sich durchsetzt. Dass Gott anfangen kann, einem Menschen Gutes zu tun! Das ist wie Saat aussäen und dann darauf warten, dass sie aufgeht und wächst.  Im ursprünglichen Bibeltext, da steht an dieser Stelle ein Wort, das wir alle kennen: „automatae“, automatisch.  Jesus sagt also: wenn das Saatgut ausgestreut ist, dann passiert ganz automatisch etwas, ohne dass Menschen eingreifen können und müssen. Von selbst bringt die Erde  Frucht. Und das ist nicht nur mit Getreide oder Blumensaat so. Das ist auch mit dem Reich Gottes so. Also dass Er einem Menschen wichtig wird und sein Leben positiv verändert.   Unsere Aufgabe dabei ist es, dass wir aussäen. Und das sollen wir tun! So wie der Bauer es auch tut.  Aber wir säen keine Blumen- oder Getreidesaat – unser Saatgut ist Gottes Wort. Das, was von ihm in der Bibel steht. Wie er über uns denkt und was er mit uns vorhat. Und das, was wir schon mit ihm erlebt haben, das ist auch Saatgut. Und das streuen wir aus – z.B. wenn wir mit unseren Kindern beten, abends bevor sie einschlafen. Mit Kindern beten – das ist Saatgut ausstreuen.  Ich krieg jeden Montag und Dienstag mit, dass Saatgut ausgestreut wird – wenn die Krabbelkreise sich treffen und fröhliche Lieder singen. In denen Gott vorkommt. Das ist ‚Saatgut ausstreuen‘.    Und wenn ihr in den Chören singt und Musik macht - dann wird Saatgut ausgestreut! Ihr singt ja nicht irgendwas – sondern ihr transportiert sozusagen mit eurer Musik und mit euern Liedern das, was Gott uns sagen möchte. Als erstes erreicht es euch selbst – wenn ihr eure Lieder singt, dann fällt dieses besondere Saatgut erstmal in euer eigenes Herz. Und wenn ihr dann im Gottesdienst singt, dann streut ihr es auch wieder aus – dann erreicht die gute Saat von Gottes Wort uns. Durch euch. Ihr seid Gottes Sä-Leute!  

 
Und ich weiß von ziemlich vielen Leuten, die längst Oma und Opa sind, die sind auch total fleißig im säen: die beten nämlich jeden Tag für ihr Enkelkind! Oder wenn sie’n Buch mit der Kleinen lesen sollen, dann nehmen sie’ne Kinderbibel zur Hand und lesen daraus etwas vor. Und vor’m Essen spricht Opa ’n Tischgebet.  Egal wie - dass das Saatgut ausgestreut wird,  dass das unter die Menschen kommt, was Gott ihnen gerne sagen will, das passiert jeden Tag. Und dass das passiert, das ist unsere Aufgabe. Aber dass dann was draus wird, das ist Gottes Sache! Manchmal dauert das Jahre. Aber Jesus sagt: da müsst ihr nicht dran verzweifeln! Ihr könnt da nichts dran drehen. Ihr müsst Gott einfach machen lassen!  Eine Sache, die ich dazu gelesen habe, hat mich schwer beeindruckt: man hat in Pharaonengräbern Saatgut gefunden, das war ‘n paar tausend Jahre alt. Und irgendeiner hat davon einige Körner in die Erde gesteckt – und aus diesen uralten Saatkörnern wuchs Getreide!  Und wenn das bei Getreide schon so ist, da brauchen wir uns um das Reich Gottes doch keine Sorgen zu machen, oder?! Da, wo das Saatgut ausgestreut wurde, da kann es wachsen, manchmal noch nach Jahren!  Vor einigen Jahren wurde ich von einem Elternpaar angerufen. Ihr Kind sei so schräg drauf. Im besten Teenageralter und statt sich am Leben zu freuen und auf Tour zu gehen und so   würde es ständig Dinge tun, die nicht gut sind und sich selbst verletzen. Die Eltern waren verzweifelt, schließlich hatten sie alles getan, damit ihr Kind einen guten Start hat.   Gemeinsam haben wir überlegt, was wir machen können. So gut wir konnten, sind wir auf dieses Kind eingegangen. Haben auch ärztliche Hilfe in Anspruch genommen. Und wir haben mit Gott über dieses Kind gesprochen, wir haben gebetet. Irgendwann, nach und nach, wurde es besser, und ist aus dem Sorgenkind ein prächtiger junger Erwachsener geworden, der aus seinem Leben echt was macht! Da ist gute Saat aufgegangen!  Gott hat aus dem, was wir so gut wir konnten ausgesät haben, was Tolles wachsen lassen! Oder ich weiß von einem jungen Paar. Die beiden meinten es wirklich ehrlich miteinander und waren dabei, sich was aufzubauen. Aber die Eltern funkten ständig dazwischen. Wollten sie, auch was den Glauben angeht, in eine bestimmte Richtung drängen. Rausgekommen  ist das Gegenteil, die wollten vom Glauben gar nichts mehr wissen. Und irgendwann haben die Eltern sich dann getraut, ihre Kinder wirklich Gott zu überlassen. Nicht mehr reinzufunken. Sich raus zu halten. Und siehe da – es klappt jetzt nicht nur vom menschlichen her viel besser miteinander, sondern die jungen Leute können jetzt auch wieder was mit dem Glauben anfangen.   
Jemand, dem es im Moment gesundheitlich ziemlich dreckig geht, erzählte mir: jetzt, wo ich krank bin, hab ich wahnsinnig viel Zeit und da kommen mir viele Gedanken, die ich sonst immer verdrängt habe. Und komisch – immer wieder kommt mir ein Lied in den Sinn, das meine Oma mir früher immer vorgesungen hat, dass Gott auch im Dunkeln bei mir ist. Ich hab’ jahrelang nicht an dieses Lied gedacht und an Gott auch nicht – aber jetzt ist es da und es macht mich ruhig und tröstet mich.    

 
Gottes Reich wächst mitten unter uns. Seine gute Saat geht auf!  Von hier aus habe ich ei-
nen tollen Ausblick – ich sehe auf ein ganzes Feld aufgegangener Saat!  Das seid Ihr, liebe Gemeinde! Bei euch ist das Saatgut schon gewachsen – sonst wärt ihr ja nicht hier!  Ausstreuen und säen, das ist unsere Sache. Aber das Aufwachsen und die Ernte, das ist Seine Sache. Und mancher hat das erlebt, dass da was gewachsen ist, wo sie vielleicht gar nicht mehr damit gerechnet haben.  Darum lasst uns weitermachen, die gute Saat von Gottes Wort auszustreuen! Wir werden noch ganz große Augen machen, wenn wir später mal sehen, was Gott daraus hat wachsen lassen! Amen.

 
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