Predigten März - Ev.-luth. Christus-Gemeinde Spetzerfehn

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Predigten März

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Predigt über Markus 12, 41-44; Oculi; 04.03.2018

 
Liebe Gemeinde, jetzt will ich uns nur noch einen Gedanken mitgeben für die neue Woche. Und zwar besonders für diejenigen, die eigentlich immer geben. Ihre Zeit, ihre Nerven, ihr Geld. Obwohl sie oft nur wenig davon haben: wenig Zeit, wenig Geld, ein dünnes Nervenkostüm. Immer und immer geben sie – und für sie selber bleibt kaum noch was übrig. Dass sie sich selber erholen können. Mal auftanken können. Zur Ruhe kommen.  Einer der Bibelabschnitte, die für diesen Sonntag empfohlen sind, greift das auf. Im Markusevangelium lesen wir im 12. Kapitel in den Versen 41-44:

 
Jesus setzte sich in die Nähe des Opferkastens im Tempel und beobachtete die Leute, die ihre Gaben einwarfen. Viele Reiche spendeten hohe Beträge. Dann aber kam eine arme Witwe und warf zwei der kleinsten Münzen in den Opferkasten. Jesus rief seine Jünger zu sich und sagte: "Eines ist sicher: Diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen. Die Reichen haben nur etwas von ihrem Überfluss gegeben, aber diese Frau ist arm und gab alles, was sie hatte - sogar das, was sie dringend zum Leben gebraucht hätte."

 
Damals war das so, dass die Leute ihre Kirchensteuer und ihre freiwilligen Spenden in große Opferkästen legten. An jedem Kasten saß ein Priester und sah zu, was die einzelnen Leute gaben. Wenn nun einer eine größere Summe einlegte, nahm der Priester seine Trompete und blies einen Tusch.  Aber bei dem bisschen, was diese Frau da in die Spendendose legt, da verzieht der Priester keine Miene und da trötet keine Posaune. Im Gegenteil: der Priester muss sich schon gewaltige Mühe geben, wenn er neben all den Silber- und Goldmünzen diese zwei mickrigen Centstücke wiederfinden will.  Im Grunde genommen ist es nichts, was diese Frau da reingelegt hat. Das kann man vergessen! Überhaupt: diese ganze Frau kann man vergessen! Sie hat nichts, sie ist nichts, aus ihr wird nichts mehr!  Das war damals so: eine alleinstehende Frau hatte kein Ansehen, sie wurde nicht wertgeachtet, und sie hatte auch kein Geld. Sie war wohl eine Person – aber sie galt nicht als Persönlichkeit. Darum - diese Frau kann man vergessen!   Aber genau darum trommelt Jesus ausgerechnet bei dieser Frau seine Jünger zusammen und sagt zu ihnen: ‚Diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen.‘

 
Rein rechnerisch ist das natürlich Unsinn! Rein rechnerisch haben die andern viel mehr gegeben. Aber darum geht es Jesus im Moment gar nicht. Es geht ihm hier nicht in erster
Linie um das Geld oder um eine absolute Summe. Er sagt nicht: ab der und der Höhe ist eine Spende angemessen! Er pickt sich diese Frau heraus, weil sie im Unterschied zu allen anderen das letzte gibt. Jesus hat mit einem Blick erkannt: die andern, die ihre Spende abgeben, die haben von ihrem Überfluss etwas abgegeben. Vielleicht 1% ihres Gehaltes für diesen Monat. Vielleicht auch 10%. Egal – auf jeden Fall behalten auf jeden Fall noch das allermeiste für sich zurück, um ihre Ausgaben zu decken und ihr Leben zu finanzieren. Das ist ja auch okay - und Jesus macht ihnen das überhaupt nicht zum Vorwurf. Aber er vergleicht diese arme Frau mit ihnen und er macht klar: diese Frau hatte bloß noch diese zwei Cent. Sie hat definitiv das letzte gegeben, was sie noch hatte. Und dadurch, dass
sie ihre letzte Reserve abgibt, zeigt sie: ich will mich ganz Gott überlassen! Ich will mich Ihm ganz hingeben! Ich will darauf vertrauen, dass Er mich nicht zu kurz kommen lässt!
Ich muss sagen: ich bewundere diese Frau! Eigentlich kommt sie doch ständig zu kurz: kein Mann, keine Anerkennung, kein Geld.  Und ausgerechnet sie bringt dieses tiefe Vertrauen auf: Gott lässt mich schon nicht zu kurz kommen!

 
Ich kenne etliche Menschen, die „das Letzte“ geben - wenn vielleicht auch nicht in Geld: die
geben vielleicht ihre letzte Kraft in die Pflege ihrer Angehörigen. Oder da gibt  jemand seine letzte Geduld in die Erziehung seiner Kinder. Die letzte freie Zeit wird in den Verein, in den Chor, in den ehrenamtlichen Dienst gesteckt. Jemand bei der Feuerwehr steckt vielleicht seine letzte nervliche, seelische Kraft in einen schlimmen Einsatz, in dem er Dinge sieht, die
ihn bis in den Schlaf verfolgen. Oder da ist jemand, der kriegt mitten in einem Leben voller Schaffenskraft eine schlimme Krankheit. Und plötzlich sitzt er da mit seinem bisschen Kraft, was noch geblieben ist. Ist es nicht viel zu wenig?  

 
Denen, die so gefordert sind, denen will ich mit diesem Bibeltext im Rücken sagen: Gott sieht das, dass du das letzte gibst! Er sieht es und er achtet es! Und dann ist es seine Sache, dass er dir dann auch das gibt, was du dann brauchst!  Wie das im Einzelnen aussieht, das weiß ich nicht. Aber Gott weiß das! Er bemerkt das, dass du das Letzte gibst! Und er wird sich für dich stark machen! Damit du nicht zu kurz kommst! Amen.

 

 

 
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